Der speziell für die Jagdbedürfnisse ausgebaute L200 von Mitsubishi ist auch abseits gepflasterter Straßen ein optimaler Begleiter
„Kannst Du mal mit dem Hund vorbeikommen, ich habe einen Überläufer angeflickt.“ Die Frage kommt nicht selten, seit der Deutsch-Drahthaar Willi in der Prüfung bravourös abgeschnitten hat. Dann springt er nach erwartungsvollem Blick aus dem Stand auf die Heckklappe des Mitsubishi L200, nimmt in seiner geräumigen Hundebox Platz. Unter ihm das Waffenschließfach für Langwaffen, sodass auch gleich der Drilling noch eingepackt wird. Der muss erst später geladen werden, der Mitsubishi L200 mit Doppelkabine und Jagdaufbau ist bereits geladen. Zwei Seilwinden, eine vorn und hinten, Beleuchtung von oben und unten, ein Galgen zum Aufbrechen des erlegten Wildbrets, Säge, Axt, Handfeger, eine elektrische Wasserdusche, Wildwanne mit Aufzugrampe – schlichtweg alles ist an Bord, was benötigt werden kann. So etwas nennt man perfekt.
Tatsächlich endet die Nachsuche im Dickicht. Das Schwarzwild hat sich verkrochen, und die Schweißfährte hat den Unterschlupf verraten. Die nötigen Prozeduren folgen, und das Borstentier wird mit der elektrischen Seilwinde in der Wildwanne auf die Ladefläche des L200 gezogen. Perfekt. Offensichtlich hat Mitsubishi erfahrene Waidmänner an der Seite der Entwickler gehabt, als der L200 mit Doppelkabine (weil schließlich bis zu fünf Personen ins Fahrzeug passen) konstruiert wurde. Das Fahrzeug mit den Diamanten auf dem Kühlergrill ist nicht nur mit einem durchzugsstarken Dieselmotor auf und neben den Straßen unterwegs. Er kann bei 400 Newtonmeter und 150 Pferdestärken auch genügend Kraft aufbringen, um nirgendwo stecken zu bleiben.
Die 205 Millimeter Bodenfreiheit sollten dabei beachtet werden, um keine Einschränkungen zu erfahren. Durch die Differenzialsperre, Ganguntersetzung und den zuschaltbaren Allradantrieb sind Überraschungen nahezu ausgeschlossen, wenn die Fahrt durch dick und dünn erfolgen soll. Die Japaner haben letztlich viele Jahre Erfahrungen in Rallyes und auf anderen Anlässen gesammelt, um die Summe aller Erkenntnisse in dem L200 zu verbauen. Da auch die Seilwinden vorn und hinten jeweils 1,5 Tonnen ziehen können, wird der L200 nicht ruhelos in der Garage stehen bleiben, wenn es Bäume zu ziehen gilt oder andere Aufgaben anstehen, die auch mal artfremd sein können.
Wer den speziell für die Jagdbedürfnisse ausgebauten L200 aufs eigene Grundstück holt, darf sich auf einen engagierten Mitarbeiter auf dem Gehöft oder auf dem Grundstück freuen. Mit einer der drei Anhängekupplungsvarianten befördert der Mitsubishi auch Anhänger für Tiere, Boote oder anderes Transportgut. Spätestens hier wird deutlich, dass es sich nicht um Geschwindigkeit oder Wendigkeit handelt, die ein Auto haben muss, dass auf Fernstraßen oder in der Stadt unterwegs ist. Hier ist ein echter „Wühler“ bei der Arbeit, der seinem Besitzer oder seiner Besitzerin nahezu unbegrenzt Freude bereiten will. Die Wattiefe von 500 Millimeter, der vordere Böschungswinkel von 30 Grad und der Kippwinkel von 45 Grad sind dafür aussagekräftiger, als die Beschleunigung von 12,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 oder gar die Höchstgeschwindigkeit von 174 km/h.
Bei einer Gesamtlänge von über 5,30 Metern sollte ein angemessener Wendekreis eingehalten werden, um nicht überflüssigerweise Mauern umzustoßen oder Zäune aus dem Weg zu räumen. Die rustikale Bauart des Mitsubishi L200 ist in seinem Auftritt nicht zu unterschätzen. Hier gibt es keine Plastikteile, die aus Modegründen angeklebt sind, hier herrschen Metall und unbändige Kräfte.
Damit auch das Innenleben, das übrigens einem Komfortfahrzeug kaum etwas nachsteht, nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn Schweiß oder Baumharz an der Ausrüstung klebt, lassen sich alle Teile des Interieurs pflegeleicht abwischen und auf vorzeigbarem Stand halten. Das gilt sogar für die Sitze, die in pflegeleichte Bezüge gehüllt sind. Wenn dann das Fahrzeug für die Fahrt zur Hegeringversammlung herhalten soll, spielt der Dresscode für den Mitsubishi keine Rolle – egal ob Gummistiefel oder Lodenanzug.
Optimal ist der L200 mit dem 6-gängigen Automatikgetriebe ausgerüstet, sodass von Schaltvorgängen per Hand abgesehen werden kann, während der Perfektionist für „Unwegsamkeiten“ seine Dienste verrichtet. Die bis zu 3,1 Tonnen Zuglast werden durch Gespannstabilisierung und elektronische Stabilitätskontrolle auf dem richtigen Pfad gehalten.
Der Mitsubishi L200 ist in seiner Ausführung als Jagdfahrzeug den Waidfrauen und –männern auf den Leib geschneidert, ist aber auch für andere Dienstbarkeiten optimal ausgerichtet, wenn die Wünsche vorgegeben sind.
Kurt Sohnemann
Technische Daten: Mitsubishi L200 Doppelkabine Top Jagd
Hubraum: 2.268 ccm – Zylinder: 4 Reihe Turbo – Leistung kW/PS: 110/150
Allradantrieb – 6-Gang-Automatik mit Untersetzung und Diff-Sperre
Max. Drehmoment: 400 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h – Beschl. 0-100 km/h: 13,5 Sek.
Leergewicht: 2.147 kg (ohne Aufbau) – Zul. Gesamtgewicht: 3.110 kg
Steigfähigkeit: 70 % – Rampenwinkel: 24 Grad
Tankinhalt: 70 Liter – Kraftstoffart: Diesel – Verbrauch (Test): 8,5 l/100 km
Effizienzklasse: C – CO2-Ausstoß (WA): 206 g/km – Euro 6d
Grundpreis: ab 35.890 Euro