Jaguar F-Pace 400e S mit seinem Hybridantrieb sportlich und zudem kostengünstiger unterwegs
Einen neuen Zuchterfolg hat der Jaguar-Stall aus Coventry für das aktuelle Modelljahr zu bieten. Da die SUV-Klasse verstärkt in den vergangenen Monaten in Verruf geriet, weil sie durch ihr Eigengewicht und den ungünstigen Windwiderstandsbeiwert eine ausgeprägte Sehnsucht nach Zapfsäulen hat, hat Jaguar dem F-Pace eine Hybrid-Einheit unter die formschöner gewordene Haube gepackt. Jetzt schnurrt die Edelkatze nicht nur leise, sie hat auch deutlich weniger Durst. Dafür fühlt sie sich in ihrem „Miezhaus“ wesentlich wohler, weil dort zusätzliches Futter aus der Steckdose kommt. Es würde auch anders gehen, aber die Aufenthaltsdauer an öffentlichen Ladesäulen ist dem Halter sicherlich nicht so angenehm, wie die Fütterung über Nacht, die zudem noch wesentlich preisgünstiger ist.
Jaguar hat den F-Pace in seiner Hybridvariante so ausgestattet, dass bei zusätzlichen 105 kW aus dem Elektromotor eine Gesamtleistung von 404 PS vom Allradsystem auf den Asphalt gezaubert wird. Für die Kraftübertragung sorgt ein 8-Gang-Automatikgetriebe, dass die Insassen nicht in Unkenntnis über die Gangwechsel lässt. Etwas angenehmer wäre auch, wenn die Raubkatze das Anfahren nicht mit einem Sprung auf Beute verwechseln würde. Die Fahrerin oder der Fahrer müssen schon konzentriert aufpassen, um das Fahrzeug nicht nach einer selbst eingeräumten Gedenksekunde aus der kontrollierten Geschwindigkeitsentwicklung zu verlieren.
Während der Fahrt ist dann aber die Dynamik am richtigen Platz. Wer einen Überholvorgang plant, weiß ein Beschleunigungsvermögen von 5,3 Sekunden in der Hinterhand, die der F-Pace braucht, um aus dem Stand auf Tempo 100 zu gelangen. Die Elastizitätswerte sind entsprechend sportlich, sodass der Jaguar seinem Namen alle Ehre macht. Neu ist dabei die innere Ruhe, die sich das Modell bei der Fahrt über die Lande lässt. Durch Geräuschdämmungs-Optimierung wurde von den Techniker eine so ausgezeichnete Innenraum-Ruhe geschaffen, dass die perfekt abgestimmte Meridian-Audio-Anlage die Beschallung übernehmen kann – Sound in allerbester Qualität.
Während die Vorgänger-Generation des F-Pace noch mit einem Drehknopf in die Richtung dirigiert wurde, hat jetzt ein kleines Hebelchen in der Mittelkonsole die Befehle vom Finger zu empfangen, ob es vorwärts oder rückwärts gehen soll. Etwas eigenwillig, aber nicht hinderlich. Nach wie vor ist die Fahrdynamik mehrfach vorwählbar. Das bezieht sich auf die Leistungsentwicklung von sportlich bis ökonomisch wie auch auf die Abstimmung für den Untergrund, den es zu befahren gilt. Hier ist für den F-Pace zwar auch das Gelände zugemutet, macht aber keinen großen Sinn, weil er nur 21,3 Zentimeter Bodenfreiheit mit in die Unwegbarkeiten bringt. Trotz der gut ausgestatteten Zuglast von zwei Tonnen fühlt sich der Hybrid-F-Pace auf Asphalt am wohlsten.
Die Schöpfer der eleganten SUV-Raubkatze mit Stromer-Eigenschaften haben zwar in den Verbrauchsdokumenten vorgegeben, dass der F-Pace 400e rein elektrisch 53 Kilometer weit fahren kann. Im Test kamen aber bei angepasstem Tempo nicht mehr als 39 Kilometer dabei heraus. Bei der Drittelmixfahrt über 100 Kilometer ergab sich somit ein Durchschnittsverbrauch von 5,7 Litern und einer Batteriefüllung von 17,1 kW. Muss der F-Pace ausschließlich ohne Strom unterwegs sein, kommt ein Verbrauch von 9,8 Liter Superbenzin zusammen. Es empfiehlt sich also, die Stromdose immer gut zu nutzen, dann belastet des Wildkätzchens in der Garage auch nicht den Fahrpark-Haushaltsplan übermäßig.
Auf jeden Fall muss erwähnt werden, dass der Innenraum groß genug ist, allen Passagierdimensionen gerecht zu werden und ausreichend Bein- und Kopffreiheiten einräumt. Vorbildlich ist zudem der Ein- und Ausstiegwinkel sowie die Höhe zum Sitz, um ganz bequem Zugang zu haben. Etwas merkwürdig ist dagegen der Gepäckraum gestaltet. Er ist zwar groß genug, um bei aufrechten Sitzen genügend Güter mitzunehmen, hat aber eine Bodenplatte, die gegen Richtung Heckklappe leicht abfällt. Es sollten also keine losen Eier darin transportiert werden. Sonst droht nach dem Öffnen der Klappe Rührei auf den Schuhen. Wer die Edelkatze liebt, wird solche Kleinigkeiten übersehen, zumal sich das Premiummodell bestens im Alltag bewährt hat. Es sollte nur berücksichtigt werden, dass der Elektromodus für Heimweh des Wildtieres in edelster Materialmischung sorgt. Streicheleinheiten für ökologisches und ökonomisches Wohlverhalten sind dann nicht ausgeschlossen.
Kurt Sohnemann
Technische Daten: Jaguar F-Pace 400e S
Hubraum: 1.997 ccm – Zylinder: 4 Reihe Turbo – Leistung kW/PS: 297/404
8-Gang-Automatikgetriebe – Max. Drehmoment: 640 Nm/1.500 U/min.
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h – Beschl. 0-100 km/h: 5,3 Sek.
Allradantrieb – Leergewicht: 2.189 kg – Zul. Gesamtgewicht: 2.690 kg
Gebr. Anhängelast: 2.000 kg – Gepäckraumvolumen: 485-1.662 Liter
Tankinhalt: 69 Liter – Antrieb: Superbenzin/Strom
Verbrauch (Test): 5,7 l/100 km + 17,1 kW
Effizienzklasse: A+++ – CO2-Ausstoß (WLTP): 54 g/km – Euro 6d
Grundpreis: 70.600 Euro