Skoda hat mit dem Enyaq ein Modell geschaffen, das auf die Bedürfnisse seiner Besitzer zugeschnitten ist
Die Preistafeln der Tankstellen bewegen mittlerweile auch einstige Skeptiker der Elektromobilität zu Denkmustern, die sie vor wenigen Monaten noch nicht für möglich gehalten haben. Gut, dass es kalkulierbare Alternativen in der Automobilindustrie gibt. So hat beispielsweise Skoda nicht nur auf dem Sektor der fossil angetriebenen Fahrzeuge immer die Menschen im Auge gehabt, die es nicht gewohnt sind, die Trinkgelder knistern zu lassen. Auch moderne Technologie für die Steckdose hat Skoda im Sortiment zu bieten.
Wenn der fahrbare Untersatz nicht mit edelsten Materialien ausgepolstert sein muss, die Ansprüche sich auf dem pragmatischen Gebiet bewegen und Vorteile eines SUV trotzdem sein sollten, dann hat Skoda mit dem Enyaq ein Modell geschaffen, dass auf die Bedürfnisse zugeschnitten ist. Der Enyaq ist in unterschiedlichen Ausführungen zu haben. In anspruchlosestem Format fährt er für 34.600 Euro in die Garagen der Interessierten. Wer aber etwas mehr Power und Komfort mit auf den Weg nehmen will, liebäugelt mit dem iV80, der dann in der Preisliste mit 44.750 Euro geführt ist. In beiden Fällen lassen sich aber noch beträchtliche Zuwendungen des Staates abziehen.
Dass sich der Enyaq iV80 nicht der Wolfsburger Verwandtschaft entziehen kann, ist auf dem ersten Blick zu sehen. Die Nähe zum ID4 ist augenfällig. Das gilt teilweise auch für die Ausstattung des Fahrzeugs mit der Technologie, die im Testzeitraum einen zuverlässigen Eindruck hinterließ, was in der Vergangenheit nicht bei jedem Elek-tromodell des Konzerns so war. Schon nach dem komfortablen Einstieg auf die recht kurz gehaltenen Sitzflächen und dem Schlüssel in der Tasche erkennt der Enyaq, dass er zur Fahrt aufgefordert ist. Das voreingestellte Radio nimmt seinen Betrieb auf, beschallt in verhaltener Weise, weil es keine Lautstärke angesichts der säuselnden Funktionsweise des Fahrzeugs braucht. Dann beginnt ein Vorgang, den Fahrerinnen und Fahrer anderer Fabrikate in dem Maße nicht gewohnt sind. Auf dem Display sollten schon Voreinstellungen wie Temperatur, Radiosender oder sonstige Wünsche im Navigationsgerät eingestellt werden. In Ermangelung von haptischen Verstellmöglichkeiten im Zugriffsbereich wäre es gefährlich, solche Selbstverständlichkeiten während der Fahrt vorzunehmen.
Auch wenn das Spurhaltesystem schon agiert, wenn die Begrenzungslinien noch in akzeptabler Ferne sind, ist es nicht ratsam, überflüssige Bedienungen vorzunehmen, da die Prozesse über Gebühr ablenken. Wer den Sprachassistenten mit den Vorhaben beauftragen will, sollte akzentfrei und deutlich sprechen können, wobei nicht immer gewährleistet werden kann, dass er nicht verstanden wird. Ohne einen Schlüssel zu drehen oder einen Startknopf zu drücken, beginnt die Reise im Enyaq iV80. Der Schalter in der Mittelkonsole offenbart die Möglichkeiten, auf Knopfdruck nach vorn oder nach hinten zu fahren. Zudem ist die Erhöhung der Rekuperationsleistung gegeben. Dann entfällt bei der spürbaren Wirkung häufig sogar die Bremsbetätigung.
Eine gut ausgewogene Gewichtsverteilung lässt den Hecktriebler mit 204 PS gutmütig durch die Lande gleiten. Eine ansprechende Beschleunigung, die sich mit 8,7 Sekunden aus dem Stand bis Tempo 100 messen lässt und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h sind zwar nicht in der gleichen Liga wie bei den Rallye-Fahrzeugen von Skoda angesiedelt, dürften aber für besonnene und sparsame Autofahrer durchaus genügen. Viel interessanter sind Reichweite und Ladezeiten bei Enyaq. Soll der Skoda an einer Ladesäule mit 125 kW Leistungsabgabe und mehr aufgetankt werden, bedarf das einer zusätzlichen Einrichtung zum Aufpreis von 500 Euro. Sonst sind es maximal 50 kW-Kapazitätsaufnahme. 80 kW fasst der Ionen-Lithium-Speicher des Modells und fährt damit ausgetestete 358 Kilometer weit. Laut Beschreibung sollen es 529 Kilometer sein, ein hehrer Wunsch des Herstellers.
Schön wäre es auch, wenn die Ladesäulen im deutschen Versorgungssystem zumindest funktionieren würden. Aber dafür kann der Hersteller des Skoda Enyaq iV 80 natürlich nichts. Wer aus einem Dieselfahrzeug auf ein Elektroauto umsteigt, spürt den Nervenkitzel noch nach einigen Wochen, bis er sich daran gewöhnt hat, dass auch eine Kaffeepause von etwa einer Stunde ganz entspannend sein kann.
Eine wesentliche Voraussetzung, den Schritt in die e-Mobilität zu unternehmen, bietet Skoda beim Enyaq durch das großzügige Platzangebot. Nicht nur für die Insassen, auch für das Gepäck ist reichlich Raum vorhanden. Und auch für die Utensilien des Alltags ist im Innenraum an viele Ablageflächen gedacht.
Kurt Sohnemann
Technische Daten: Skoda Enyaq iV 80
Elektro-Syncronmotor – Leistung kW/PS: 150/204
1-Gang Stufenlose Automatik – Heckantrieb – Max. Drehmoment: 310 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h – Beschl. 0-100 km/h: 8,7 Sek.
Leergewicht: 2.090 kg – Zul. Gesamtgewicht: 2.612 kg
Anhängelast gebr.: 1.000 kg – Gepäckraumvolumen: 585-1.710 Liter
Reichweite (Test): 358 km – Ladezeit (DC): 65 min.
Verbrauch (Test): 22,3 kW/100 km
Effizienzklasse: A+++ – CO2-Ausstoß (WA): 0 g/km
Grundpreis: 44.750 Euro